5 ultralange Lauftage im März
300 km von Berlin nach Dresden in 5 Tagen laufen? Für mich von den Triathlonfreunden Wittenberg eine neue Herausforderung. Gemeinsam mit 40 Ultraläufern aus ganz Deutschland und Dänemark machten wir uns am Mittwoch, den 06.März 2013, um 08:00Uhr vom Hauptbahnhof zu einem
neuen und ganz besonderen Lauf-Abenteuer auf.
Bei diesem 5-tägigen Etappenlauf, der zu Beginn auch über den Berliner Mauerweg führte, steht vor allem der Spaß und das Miteinander im Vordergrund. Gelaufen wird in verschiedenen Tempogruppen von 6 Minuten bis 7:30 Minuten pro Kilometer. Es handelt sich dabei um keinen Wettkampf.
Alle 8 bis 10 Kilometer gab es Verpflegungspunkte, bei denen sich die Läufer ihren Energienachschub sichern konnten.
Die erste Etappe (60km) führte bei schönstem Frühlingswetter, vom Hauptbahnhof zum KiEZ (Kinder- und Jugenderholungszentrum) genauer nach Gräbendorf am Frauensee. Die ersten 25 Km sind sehr geschichtsträchtig, die Strecke folgt dem Berliner Mauerweg, der den früheren Ost-West-Grenzverlauf markiert. Erst bei Altglienicke geht es dann vom Mauerweg runter Richtung Eichwalde, Wildau und Königs Wusterhausen. Da hier vom Spreewald noch keine Spur ist, Natur eher Mangelware und Industrieanlagen und Wohnhäuser überwiegen, konnte man die Zeit nutzen, um seine Mitläufer kennenzulernen.
Tags darauf – nach einer Übernachtung im KiEZ – dann die für viele Teilnehmer schönste Etappe vom Frauensee nach Lübben. (54km)
Die Strecke führt vom KiEZ nach Lübben. Nun steht die Natur erstmals im Mittelpunkt, denn der Spreewald mit seinen vielen Wasserarmen kommt jetzt zum Vorschein. Zunächst geht es aber durch Halbe, auch ein geschichtsträchtiger Ort, um welchen in den letzten Kriegstagen eine der grausamsten Schlachten des zweiten Weltkrieges tobte. Kurze Zeit später, gleich nach Oderin, sind die Krausnicker Berge erreicht. Einzige Erhebung auf dem insgesamt doch recht flachen Kurs zwischen Berlin und Cottbus. Die Steigungen haben es hier allerdings in sich und der aufgeweichte Sandboden stellt lauftechnisch eine Herausforderung dar. Weiter geht es durch die gefürchteten „Karpfenteiche "bis nach Lübben. Hier windet sich der Weg entlang der Teiche, es kommt einem unendlich vor… auch die Temperaturen rutschten zunehmend in den eisigen Keller; der Winter hielt noch einmal Einzug in Brandenburg und Sachsen.
Nach einem hervorragenden Frühstück in der Jugendherberge, ging es am dritten Tag (56km) auf die Strecke von Lübben nach Cottbus. Von geradezu idealen Laufbedingungen konnte nicht die Rede sein, hatten wir doch mit ungemütlichem Wind auf dem Spreewald-Abschnitt zu kämpfen.
Teilweise führte die Strecke auf einem Damm entlang der Spree, dann über urige Holzstege durch sumpfiges Gelände. Zeitweise war wieder Nervenstärke gefragt, wenn langgezogene Alleen kein Ende nehmen wollen. Aber wer hier abschalten kann, sich im Einklang mit seinen Schritten befindet, kann schon fast meditieren – diese wunderbare Ruhe ist dafür wie geschaffen!
Höhepunkte – neben der Landschaft – sind immer wieder die Verpflegungsposten! Alle ca. 10 Kilometer warten die Versorger auf die durstigen und hungrigen Läufer! Von allem ist irgendwas dabei, seien es kleingeschnittene Snickers-Riegel, Butterbrot-Scheibchen mit Salz, Waffeln, Cola, Wasser, Tee, natürlich Gurken, und – als herrliche Stärkung – frischgemachte Suppe!
In Cottbus wurde im Heim der Athleten übernachtet. Schön ist anders, man hatte das Gefühl nicht erwünscht zu sein. Das Essen war sehr dürftig
und das Personal noch unfreundlicher.
Am 4.Tag war die Königsetappe (71km) von Cottbus ins sächsische Neschwitz Überraschend angenehm (vor allem wettertechnisch und landschaftlich) war das eine der schönsten Laufstrecken.
Hier in der kleinen Jugendherberge Neschwitz wurden wir Läufer regelrecht verwöhnt, es gab Nudeln bis zum Abwinken, Obst, Suppe, Kuchen….und ein wenig fühlt man sich an DDR-Ferienlager-Zeiten erinnert, vor allem angesichts der Teekannen auf den Tischen. Aber uns Läufer stört das kaum. Nach ein paar Schlummer-Bierchen im Gemeinschaftsraum geht´s in die Betten.
Am Sonntag, dem Schlusstag unseres Laufabenteuers waren die Frühaufsteher gefragt: Aufgrund des nicht zu unterschätzenden sehr anspruchsvollen Profils der letzten Etappe und einer Länge von gut 63 Kilometern starteten die Läufer aus den Genussgruppen schon um 06.30 Uhr. Ich startete um 07:00 Uhr und die Schnellsten starteten erst um 08:00 Uhr.
Für die Schlussetappe zog ich meine Trail-Schuhe an, denn auch wenn der Schnee hier schon fast weggeschmolzen ist, seine Hinterlassenschaften sorgten für einen nicht minder schweren Untergrund.
Auch am letzten Tag war ich körperlich und mental in Bestform. Bei nebeligem , trüben und kühlen Wetter ging es dann auf die Laufstrecke. Die Bäume waren total vereist und als nach 3 Stunden die Wolken auseinanderrissen und die Sonne hervortrat , begann es zu regnen (unter den Bäumen). Nach ca. 30 km überholten wir die Genussläufer und 25 km vor dem Ziel holten uns die schnellen Läufer ein. Da ich mich von Tag zu Tag besser fühlte, erhöhte ich mein Tempo und lief die letzten 25 km bei der schnellen Gruppe mit.
In Dresden angekommen, war das Highlight die "Frauenkirche" mit Fotoshouting. Das Ziel befindet sich am Stadtrand, gleich neben dem Bahnhof und abrissreifen Häusern. Aber das ist letztlich egal, denn irgendwie ist jeder froh, so schnell wie möglich unter der Dusche zu stehen. Allein mit den vielen Eindrücken und Gedanken, die dieser Lauf über 5 Tage hinterlassen hat. Für etliche Läufer war es der allererste Etappenlauf. Und dann auch noch mit einer Gruppe. Neue (Grenz-) Erfahrungen mitunter. Und von vielen hört man noch unter der Dusche: "Das will ich wieder machen!" Trotz einiger Blessuren - vor allem Shin splints – bissen sie die Zähne zusammen und behielten trotz allem auch noch ihre gute Laune. Das sind eben Ultra-Marathonis…
Am Ende erreichten immerhin 29 Läuferinnen und Läufer nach 5 aufregenden Tagen und insgesamt 300 Kilometern das Ziel am Jugendgästehaus in der Dresdener Maternistraße.
Am Montag – wieder zu Hause – habe ich erst mal einen Tag Pause eingelegt ; Sauna usw. und Dienstag bin ich natürlich schon wieder meine erste Trailrunde um den Bergwitzsee gelaufen.

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