Der Gedanke : Grenzenlos: ich verschiebe meine Grenzen immer mehr nach oben.
Der Mt. Everest ist für viele eine unerreichbare Herausforderung. Barrieren wie die Finanzierung, Urlaubslänge oder auch die Höhe als solche sind sicher ein Grund, nicht in den Himalaja zu fahren. Diesen und vielen Anderen soll das Gefühl der Strapazen und der anschließenden Befreiung vermittelt werden, wenn man den Gipfel erreicht hat.
Die Spitzhaustreppe hat einen Höhenunterschied von 88,48 m und eine Strecke von 843,50 m. 100 mal durchlaufen, ergibt das einen kompletten Aufstieg von NN bis zum Gipfel des Mt. Everest und zurück. Gleichzeitig ist es ein Doppelmarathon, denn Auf- und Abstieg zusammen ergeben 2 x 42,195 km und 79.400 Stufen. Somit gilt er als härtester Treppenultramarathon der Welt.
Ich habe 2008 meinen ersten Treppenlauf in Berlin (39 Stockwerke mit 770 Stufen) absolviert. Dort habe ich gehört, dass es noch etwas Verrückteres gibt. Das geisterte in meinem Kopf herum. Es ist ein Ziehen im Inneren, diese Herausforderung faszinierte und fesselte mich, bis ich dann eines Tages gesagt habe: "Ich packe es, ich will sehen, ob das für mich machbar ist."
Am 20. April war der Tag gekommen, an dem ich den härtesten Treppenmarathon der Welt in Angriff nehmen wollte. Zur Vorbereitung bin ich in
10 Trainingseinheiten insgesamt 84.000 Stufen gelaufen. Zweimal war ich sogar in Radebeul, um mich mit den Gegebenheiten dort vor Ort vertraut zu machen.
Beim Treppenmarathon gab es 3 Rennen:
Einmal die Einzelläufer, dann Dreier Seilschaften ( 3 Läufer teilen sich die Strecke, wobei jeder mindesten 25 Runden laufen muss ) . Als drittes gibt es noch die Touristen-Staffel (100 Läufer gehen an den Start und müssen je eine Runde laufen).
Am Samstag, den 20. 04. 2013, um 16.00 Uhr fiel der Startschuss und 59 Einzelläufer (53 Männer und 6 Frauen ) machten sich auf den Weg zum Gipfelkreuz. Vor uns lagen 79.400 Stufen auf einer Länge von 84,690 km und 8.848 Höhenmetern.
( Der Mt-Everest ).
Unvorstellbar einen ganzen Tag lang nur Treppen zu steigen.
Nach der ersten Runde war ich auf Platz 35. Runter wurde gerannt und Hoch wurde gegangen. Einige nahmen 2 Stufen mit einmal, aber ich entschied mich für nur eine Stufe. 100 Mal musste nun die Spitzhaustreppe runter und rauf gelaufen werden, wobei ich anfangs dachte, es würde fürchterlich langweilig sein.
Nein, ganz im Gegenteil ! Ich laufe, um abschalten zu können und bin sogar ohne Musik gelaufen. Ich will die Natur wahrnehmen, die Weinberge und die schöne Aussicht über Radebeul und Dresden. Je nach Tageszeit ist das Licht anders, die Vögel zwitschern.
Die ersten Runden liefen wie am Schnürchen. Es war trotzdem wichtig, in der Euphorie nicht zu übertouren. Mit dem Einbruch der Dunkelheit begann die komplizierteste Phase. Es wurde zunehmend kälter und es galt, den gefundenen Rhythmus beizubehalten. Die Treppe hoch mit gleichmäßigem Schritt, das lockere Laufen zum Wendepunkt, die regelmäßige Aufnahme von Verpflegung und wieder die Treppe hinab im leichten Laufschritt. Schon bald war ich mir sicher, das schaffst du, das Training hat sich ausgezahlt. In keiner Phase gab es Zweifel am letztendlichen Erreichen des Ziels. Gegen 2.00 Uhr war die Hälfte geschafft ( 50 Runden) und ich machte eine kleine Pause, um ein paar Nudeln zu essen.
Mittlerweile war ich auf Platz 23 und lief Runde für Runde in den Morgen hinein. Ich lief immer sehr konzentriert, um nicht zu stürzen. Es gab kurze Unterbrechungen für Verpflegung und wenn ich mal aufs Örtchen (Dixi) musste.
Also ging es weiter. Stufe um Stufe, Meter für Meter. Eine Runde nach der Anderen. Es wurde langsam hell und die Vögel fingen wieder an zu zwitschern. Irgendwann bin ich beim Runterlaufen fast eingeschlafen, und lief etwa 2 Runden im Zick-Zack-Kurs. Oben am Verpflegungszelt angekommen, trank ich gleich mehrere Becher Kaffe und erfrischte mich mit eiskaltem Wasser und schon war die Müdigkeit verschwunden. Viele Konkurrenten mussten eine Pause einlegen, abschalten und ein wenig schlafen, ehe sie die 100 Runden vollmachen konnten. Für mich kam das allerdings nicht in Frage. Irgendwann habe ich mich wohl daran gewöhnt und die Treppe "geliebt".
Nach 8.848 Höhenmetern, 84,390 Km und einer Zeit von 22:29:02 Stunden kam ich als 21. ins Ziel. Platzierungen sind bei dieser Herausforderung für mich eher nebensächlich. Für mich galt vielmehr, den Gipfel im gesetzem Zeitlimit gesund und locker zu erreichen. Zurückgekehrt von meiner „Reise" durch den Himalay war ich überglücklich, dieses Abenteuer ohne Verletzungen durchgehalten zu haben.
Von 59 Startern haben nur 26 das Gipfelkreuz erreicht.
Als Erinnerung dieses läuferischen Höhepunktes, werden alle Läufer, die den Gipfel (100 Runden) erreicht haben, namentlich auf dem Gipfelkreuz verewigt und dort auf einem Metallschild eingraviert. Das macht schon ein wenig stolz.

One response

  1. Hallo Lutz,

    Gratulation!!!

    Da ich dich einmal beim Training für 10 Runden und 2 Stunden auf der Treppe begleitet habe, glaube ich eine kleine Vorstellung von der ganzen Sache zu haben.

    Super.

    Bernd

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